Die Anfänge der "Schützen-Reiterei" liegt in Vereinen, deren Mitglieder überwiegend bäuerlicher Herkunft waren oder die Berufe ausübten, bei denen das Pferd - meist waren es schwere Kaltblüter - sein Futter mit harter Arbeit verdienen mußte.
Urlaub kannte man nicht, aber dafür gab es nach harter Arbeit frohe Feste. Eines der schönsten war die Kirmes, darauf freute man sich das ganze Jahr.
Max, Fritz oder Hektor, die sonst Pflug oder Wagen zu ziehen hatten, wurden dann geputzt und gestriegelt und so für den Schützenzug zurecht gemacht, daß der in Schützentracht auf ihm sitzende Reiter sich stolz dem Zuschauer präsentieren konnte. Und wer diese Bild noch in Erinnerung hat, weiß, daß diese Präsentation sehr eindrucksvoll war.
Der Berittene im Festzug der heutigen Zeit ist nicht mehr das, was man früher als "Schützenreiter" klassifizierte, obwohl man ihn gerne immer noch als einen solchen abqualifiziert. Man übersieht dabei, daß gerade aus dem Kreis der Schützen viele Hobbyreiter kommen, die sich eben nicht nur einmal im Jahr vom Pferd durch den Ort tragen lassen, sondern täglich mit dem Pferd als Freizeitpartner umgehen. Und ebenso gibt es nicht wenige, die als Sebastianer aktiv am Reitsport teilnehmen und dies nicht selten sehr erfolgreich.
Was wäre aber auch heute noch ein Schützenzug ohne Pferde???? Ganz gleich, wie die Antwort lautet: Ihm würde auf jeden Fall der immer wieder alle Zuschauer begeisternde Abschluß fehlen! Und da es in Düsseldorf 22 Amazonencorps, Reitercorps oder –vereine mit über 500 Mitgliedern gibt, haben die
Freunde der Schützen und der Pferde von Mai bis Oktober fast jeden Sonntag die Möglichkeit, sich an Roß und Reiter zu erfreuen.
Diese Erkenntnis führte im Jahre 1950 in der Gaststätte "Holländisches Haus" in Eller zum Zusammenschluß von 14 Reitervereinen zu "Vereinigung Düsseldorfer Reitervereine", deren Zielsetzung die Reiterei innerhalb des Schützenbrauchtums zum Inhalt hatte.
Am 3. September-Sonntag 1951 trafen sich dann ca. 50 Reiter mit ihren Pferden auf dem Hof der Eller Mühle bei der Familie Josef Wirtz an der Gumbertstr. um mit einem Reiterzug, angeführt vom Tambourkorps Eller, zum Eller Schützenplatz zu ziehen und dort das 1. Reitersportfest durchzuführen.
Nach diesem ersten Erfolg wurde nun für die Koordination der Arbeit innerhalb der Vereinigung ein Vorstand gewählt mit Johannes Wirtz vom RV Eller als Vorsitzenden, Josef Müller vom RK Oberkassel als Schriftführer und Peter Wexel vom RV Oberbilk als Kassierer.
Auch kam man überein, zwei bis dreimal im Jahr zu einer "Rittmeister-Versammlung" zusammenzukommen, eine Regelung, die auch heute noch gilt und dem Zweck dient, die für eine fruchtbare Zusammenarbeit erforderliche Kontakte zu pflegen, ohne das Eigenleben der angeschlossenen Vereine zu beeinträchtigen.
Anfang der 60er Jahre gab es dann innerhalb des Vorstandes eine Veränderung, indem Ludwig Kreutzer vom RK Wilhelm Marx zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Sein Stellvertreter wurde Peter Kemperdick vom RK Ratingen.
In dieser Zeit wurde der Reitsport immer mehr zum Breitensport, was zur Folge hatte, daß sich auch innerhalb der Vereinigung neue Aktivitäten entwickelten, die in besonderem Maße der Jugendförderung galten.
Obwohl die Reitervereinigung mit ihrem Reitersportfest eine Bereicherung der Reitsportszene geworden war, wurden diese Aktivitäten jedoch von den Reitsportvereinen belächelt: Wir waren eben nur "Schützen-Reiter".
Doch das sollte sich bald ändern, denn es wurden nach und nach neue Reiterkorps und "vereine in die Vereinigung aufgenommen, die in ihren Reihen Mitglieder hatten, die als Sportreiter schon recht erfolgreich waren und somit neue Impulse mitbrachten.
Als Konsequenz hieraus ergab sich, daß über den Anschluß der Reitervereinigung an die Sportverbände nachgedacht und man sich einig wurde, diesen "Schritt nach vorn" zu gehen und die Aufnahme in diese zu betreiben, wozu dann die Umbenennung der Reitervereinigung in "St. Sebastianus Reitervereinigung Düsseldorf" und die Eintragung in das Vereinsregister beschlossen wurde. Da einer Aufnahme der "SRV" wie sie in der Abkürzung seither auch genannt wird, nichts im Wege stand, waren wir schon sehr bald Mitglied sowohl im Kreis- wie auch im Landesverband der Reit- und Fahrvereine.
Innerhalb des Vorstandes hatte diese neue Entwicklung dann eine Um- oder Neubesetzung von Funktionen zur Folge. So wurde Heinz Kohler vom RC Vennhausen neuer Schriftführer und Hubert Wadenpohl vom RC Vennhausen wurde Jugendwart.
Diese beiden Vennhauser wurden schon bald mit Ludwig Kreutzer zusammen in den Vorstand des Kreisverbandes der Reit- und Fahrvereine Düsseldorf gewählt. So war die Brücke geschlagen und erreicht, daß sich die Vorbehalte gegenüber den Schützen-Reitern" abbauten, weil die "Sebastianus-Reiter" auch im Düsseldorfer Reitsport mithalfen, neue Maßstäbe zu setzen.
1968 stiftete der St. Rochus. St. Sebastianus Schützenverein Flingern der SRV die heutige SRV-Standarte. Heinz Schade sen., damals noch Chef der Flinger Schützen, überreichte diese Standarte hoch zu Roß in Frack und Zylinder dann 1969, beim Reitersportfest des RV Oberbilk auf dem heutigen Gelände der Philipshalle, an Ludwig Kreutzer, der die Standarte entworfen hatte.
Seit 1971 beinhaltet das Reitersportfest auch die Vielseitigkeitswertung aus den Wettbewerben Ringstechen, Dressur und Springen, wodurch diese Veranstaltung von einen auf zwei Tage ausgeweitet wurde.
Die Aufnahme in die Verbände brachte auch ein Umdenken hinsichtlich der Mitgliedschaft, die ja aus den Satzungen der Schützenvereine nur Männern vorbehalten war. Da die SRV nun aber auch ein Zusammenschluß von sportlich orientierten Vereine geworden war, konnte es nicht angehen, das andere Geschlecht auszugrenzen. Im Frühjahr 1973 wurde das neu gegründete Amazonencorps Grafenberg aufgenommen und damit weiteren Damencorps die Tür geöffnet.
Dennoch dauerte es bis 1996, bis wir Carola Dietrich vom RC Vennhausen als erste weibliche Stadtsiegerin bei einem Reitersportfest auszeichnen konnten. Ihr folgten dann 1998 Sabine Ilbertz vom RC Wilhelm Marx und 1999 Gerda Troike vom AC Wersten.
In sportlicher Hinsicht gingen von der SRV bemerkenswerte Aktivitäten aus. Hubert Wadenpohl sorgte mit Unterstützung von Heinz Kohler dafür, daß in Düsseldorf der Kreisjugendwettkampf stattfinden konnte. Heinz Kohler wiederum ließ 1979 das Turnier in der Philipshalle wieder aufleben, und es waren sie Sebastianer aus Oberbilk und Vennhausen, die diese Veranstaltung auch 1980 und 1981 maßgeblich im organisatorischen Bereich mitgetragen haben, wobei Ludwig Kreutzer als Motor dieser Großveranstaltung eine gute Truppe hinter sich wußte.
Auch unsere Mitgliedervereine veranstalten alljährlich erfolgreich Reitwettbewerbe mit Dressur und Springen bis Kl. A, Reiterprüfung, Führzügelklasse und Ringstechen. Aber auch Reitjagden in den Düsseldorfer Wäldern gehören dazu.
Von der SRV wird seit einigen Jahren wieder mit viel Resonanz die Kreisjugendjagd im September eines jeden Jahres auf den Höhen des Grafenberger- und Aaper Waldes durchgeführt.
Die SRV steht heute unter dem Vorsitz von Klaus-Dieter Schmidt, der 1981 Ludwig Kreutzer in diesem Amt ablöste. Ludwig Kreutzer wurde Ehrenvorsitzender und steht uns mit Rat und Tat zur Verfügung.
Als Stellvertreter steht Klaus-Dieter Schmidt seit April 2000 Heinz Hermanns von RV Niederkassel zur Verfügung. Er übernahm dieses Amt von Klaus-Jürgen Christen vom RV Oberbilk, dieser wiederum hatte Rolf Begenat abgelöst.
Gerda Troike vom AC Wersten löste 1994 Heinz Kohler ab, der bis dahin als Geschäftsführer die Geschicke der SRV leitete.
Jugendwartin ist heute Stefanie Heidkamp vom AC Flehe, die mit Heike Heidkamp vom AC Flehe zusammen die Jugendarbeit weiterführt.
Der Sportausschuß setzt sich zusammen aus Klemens Hänsdieke, Josef Ilbertz, Christiane Kamp und Karl-Josef Rath.
Fünf Jahrzehnte SRV, eine Zeitabschnitt, der nicht nur ausgefüllt war mit Ereignissen vielfältigster Art, sondern auch geprägt wurde von Menschen, die über ihre Vereine hinaus mit dazu beigetragen haben, für uns und zum Wohle der großen Reiterfamilie SRV tätig zu werden. Ihnen gilt an dieser Stelle ein besonderer Dank.
Wir denken dabei besonders an die Kameraden, die uns schon verlassen haben, wie Theodor Eyckeler vom RV Hamm, Cornel Kluth vom Bilker RC, Friedel Meyer vom RV Lierenfeld, Hans Volk vom RV Eller, Peter Wexel vom RV Oberbilk, Theo Helpertz vom RK Wersten, Hermann Hausmann vom RC Holthausen, Ludwig Kreutzer vom RC Wilhelm Marx, Günther Schleich vom RC Graf Adolf von Berg und Huppes Wadenpohl von RAC Vennhausen.
In Ihrem Sinne und zum Wohle der SRV weiter zu arbeiten, sei uns Verpflichtung.